Mehr und besser. Mallorca macht Riesenfortschritte, um den Ruf des Reiseziels für Massentourismus der 70er abzulegen. Seit fünf Jahren ist die Insel dabei, sich innerlich und äußerlich zu erneuern: Ihre reiferen Urlaubsgebiete wie die Wellnesshotels in Playa de Palma und die Strandresorts in Magaluf führen bedeutende Reformen durch. Diese erfolgen hauptsächlich durch große Hotelketten, die in den 60er und 70er im Zuge des Fremdenverkehrsbooms entstanden sind und sich im Laufe der Zeit zu den heutigen großen multinationalen Konzernen entwickelt haben.
Aber neben dieser gründlichen Renovierung und Ausrichtung auf exklusivere und luxuriösere Hotels, die sogar eindeutig auf Themenhotels für Wellness, Golf, Freizeit und Familien setzen, ändert Mallorca das kulturelle Angebot, Aussehen und den Inhalt als Reiseziel. Dabei soll aber der Glamour erhalten bleiben, der die Insel viele Jahre lang als eine der weltweit beliebtesten Inseln ansiedelte. Gleichzeitig will sie zu ihren Wurzeln zurück und versucht die Essenz zurückzugewinnen, die sie damals zu dem machte, was sie heute ist. Bodenständigkeit, Natur, Sport im Freien, hochwertiger Service, Folklore und Tradition am Mittelmeerufer.
Auch die Gastronomie erfährt diesen Wandel, indem Kombigerichte und Fast Food für Ausländer in Richtung Gourmetspeisen gewandelt werden, bei denen lokale Erzeugnisse die Hauptrolle spielen. Hotelketten wie z. B. Garden Hotels hat vor ein paar Monaten z. B. ein Abkommen mit den Viehzüchtern der Insel unterzeichnet, um in allen ihren Hotels mit Restaurants auf Mallorca Fleisch von Tieren anzubieten, die auf traditionelle Art in dieser Region gezüchtet wurden. Das gilt auch für Lebensmittel aus biologischem Anbau, bei denen Mallorca als großes Potenzial gilt. Immer mehr Hotels entscheiden sich für gepflegtere und gesündere Ernährung. Ganz an der Spitze in diesem Sinne stehen die Luxushotels – da diese Ernährung auch die teuerste ist –, die aus dieser Serviceleistung ein besonderes Angebot gemacht haben. Einige darunter, wie das neue Iberostar Hotel in Portals Nous, hat exklusiv darauf gesetzt und damit die anderen Restaurants auf der Insel dazu angeregt, sich zu sputen, um mithalten zu können.
In der Hauptstadt Palma kann man diesen Wechsel am besten feststellen, denn in den Dörfern im Inland und im Tramuntana Hochland wurden Traditionen und Bodenständigkeit sowieso immer stärker gepflegt. Die Stadt geht auf ihre Ursprünge zurück, indem sie die Altstadt wieder herstellt. Dort sind zahlreiche Boutique- und Superluxushotels entstanden, die den Charme dieser Mittelmeerstadt widerspiegeln. Geschäfte, kleine Tavernen, Terrassen und Restaurants in ihrem Umfeld arbeiten in die gleiche Richtung hin und bieten gastronomische Alternativen aus typischen, traditionellen und hochwertigen Erzeugnissen an. Dadurch konnten die Preise angehoben und ein Wechsel der Wirtschaftlichkeit durch große Mengen hin zur Wirtschaftlichkeit durch Exklusivität begonnen werden, der jedoch noch einen langen Weg vor sich hat.
Andere Gebiete wie die der Hotels in Playa de Muro und Alcudia hängen immer noch stark vom Massentourismus ab, wobei dieser aber schon immer qualitativ höher lag. D. h., dass man an der Nordküste Mallorcas weiterhin zahlreiche All-inclusive-Hotels umgeben von Geschäftsstraßen und Restaurants finden kann, die eher auf Ausländer ausgerichtet sind und weniger lokalen Inhalt bieten. Aber auch hier gibt es immer mehr Anregungen, die für das neue Mallorca stehen und dem Besucher diesen Mehrwert und das Ambiente mit Klasse und Verfeinerung bieten möchten, das im Lauf der Zeit verloren gegangen ist. Mehr Designstrandklubs mit Luxusessen und –cocktails, mehr Hotels der oberen Kategorien, in ehemaligen Palästen und traditionellen Strandhäusern erbaute Hotels, zauberhafte Restaurants mit Michelin-Stern, Hotels mit Wellnessanlage oder besonderen Serviceleistungen für Sportler, Themenresorts, 5-Sterne-Appartmentkomplexe…
Der Wandel ist tatsächlich im Gange, aber vielleicht nicht so schnell, wie es uns allen lieb wäre.
Logisch – wer will schon darauf verzichten, mühelos Geld machen zu können? Das neue Mallorca erfordert bedeutende Investitionen, die nicht alle Teilnehmer der Fremdenverkehrsindustrie auf der Insel auf sich nehmen können, insbesondere nicht nach den vergangenen Krisenjahren. Die Bedrohung für das konstante Wachstum anderer Reiseziele am Mittelmeer scheint jedoch ihre Wirkung zu haben. Auch haben die Schritte, die von anderen mit besseren finanziellen Möglichkeiten getan wurden, viele andere umgestimmt. Die Investition der Gewinne in Verbesserung – selbst wenn sie bescheiden sind – wird in den Hotels und sogar bei kleineren Hotelketten immer deutlicher. Hier wirken sich auch die Beiträge des ausländischen Kapitals sichtbar aus: Ein Großteil der neuen Luxusboutiquehotels im Zentrum von Palma sind das Ergebnis ausländischer (skandinavischer, russischer, deutscher) Anleger, die ganze Grundbesitze erwerben, sie mit Luxusdesign und –materialien gestalten und einem reduzierten Publikum der gehobenen Klasse anbieten. Auch dieses Publikum ist auf den Straßen und an den Stränden zusammen mit den Touristen der mittleren und unteren Klassen, die weiterhin die Hotels auf der Insel füllen, zu sehen.
Denn auf Mallorca sollen weiterhin Alle Platz finden – das Ziel sollte nicht sein, Mallorca in eine exklusive Zufluchtsstätte nur für Reiche zu verwandeln. Mallorca sollte als Beispiel eines ausgereiften Reiseziels dienen, das wächst, sich weiterentwickelt und einen optimalen Qualitätsstandard im Luxussegment, wie auch in günstigeren Bereichen beibehält. Das Zusammenleben ist unabdinglich und stellt außerdem eine Chance der Bereicherung für beide Seiten dar.